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Montag, 7. Januar 2008

Brautentführung

In vielen Kulturkreisen wurde früher die Braut vom Bräutigam aus dem Haus der Eltern geraubt. Das geschah manchmal nur symbolisch, oft war der Brautraub jedoch die einzige Möglichkeit für einen Mann, eine Frau für sich zu gewinnen. Bei einigen Völkern der Antike schadete es dem Ansehen der Braut, wenn sie im friedlichen Einvernehmen mit Eltern und Bräutigam in die Ehe ging. Sie stieg in der Achtung, wenn ihr zukünftiger Ehemann einen hohen Preis für sie bezahlte. Raubte er sie jedoch aus ihrem Elternhaus, dann wurde sie bis an ihr Lebensende von anderen Frauen um diese Ehe beneidet.

Heute hat sich der Brauch des Brautraubs gewandelt. Nun sind es die Freunde der Brautleute, die die frischgebackene Ehefrau im Verlauf des Hochzeitsfestes entführen. Ein oder zwei aus der Clique lenken die Trauzeugen - falls vorhanden - ab, vielleicht durch ein Gespräch, ein anderer nimmt den Brautstrauß, der unbedingt mit muss, und der nächste zieht die Braut mit, die selbstverständlich keinen Widerstand leistet. Sie darf sogar mitbestimmen, wohin es gehen soll. Meist wird ein stimmungsvolles Lokal gewählt, das nicht zu weit entfernt vom Ort des Hochzeitsfestes sein sollte. Dort wird Sekt oder auch etwas anderes getrunken und auf den jungen Ehemann mit seinen Helfern gewartet.

Einer der zurückbleibenden Gäste wird vorsichtshalber eingeweiht, wo die Entführer mit der Braut zu finden sind, falls die Suche allzu lange vergeblich bleibt. Übrigens: Die Trauzeugen dürfen bei der Entführung in keinem Fall mitwirken, denn sie müssen die Braut und ihren Strauß bewachen. Bei der Suche dürfen sie dann dem Bräutigam jedoch helfen. Die Rechnung im Lokal muss der Bräutigam bezahlen - als Lösegeld für die Braut, die er ja gern wiederhaben möchte.

Und wann soll die Entführung der Braut stattfinden? Das kann entweder nach dem Mittagessen, dem Kaffeetrinken oder auch nach dem Abendessen sein.Tipp: Die Entführung und die Suche nach der Braut dürfen nicht zu lange dauern, sonst langweilen sich die zurückgebliebenen Gäste des Hochzeitsfestes. Und das darf auf gar keinen Fall sein.

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