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Sonntag, 17. Februar 2008

Bräuche für die große Liebe

Über viele Traditionen mag man heute nur noch schmunzeln. Einige davon sind aber auch in unserer Vorstellung so eng mit der Hochzeit verknüpft wie das Ja-Wort selbst.

Sie wollen einen Ehemann? Kein Problem - einfach bei der nächsten Hochzeit, auf die Sie eingeladen werden, an vorderster Front stehen und am höchsten hüpfen, damit Sie auch ganz sicher den Strauß fangen, den die Braut rücklings in die Menge werfen wird. »Quatsch«, meinen Sie als aufgeklärter Mensch. Dann lassen Sie sich doch von all jenen eines Besseren belehren, die auf die positive Wirkung dieses Brauches schwören, weil ihnen der »fliegende Blumenstrauß« tatsächlich den Erfolg brachte, den er versprach. Mag es der pure Zufall gewesen sein oder aber höhere Fügung - es gibt die Fälle wirklich, in denen der Zauber wirkte. Und spätestens dann, wenn Sie eines Morgens selbst in ein Traumkleid schlüpfen, bedächtig ein Strumpfband über das Bein ziehen, Ihre seidenen Brautschuhe anziehen und darauf warten,
dass der blumengeschmückte Oldtimer vorfährt, werden Sie nichts auslassen wollen, was alten Überlieferungen zufolge »ewiges Glück« verheißt. Ob Glaube oder Aberglaube interessiert doch gar nicht. Wichtig ist nur das gute Gefühl dabei, das Wissen, dass seit langem bestehenden Traditionen mit jeder einzelnen Hochzeit von Neuem der Atem eingehaucht wird, der sie weiterleben lässt. Irgendetwas sagt uns, miteinander verwurzelt zu sein, wenn sich Oma bei Opa einhakt und ihm selig ins Ohr flüstert: »Weißt du noch, wie es damals bei unserer Hochzeit war? « Genau dann spürt man nämlich, dass der Liebeszauber bei den Großeltern ja gewirkt haben muss. Und - sind Sie nun neugierig und wollen wissen, was Sie tun müssen, damit Ihr »Ja« auch auf immer und ewig hält? Diese Bräuche tun alles, um böse Geister in die Flucht zu schlagen und Ihr Glück zu besiegeln.


Zauber rund ums Hochzeitskleid
Sicherlich wissen Sie schon, dass der Bräutigam das Traumkleid seiner Liebsten vor der Hochzeit nicht zu Gesicht bekommen darf. Heute nehmen wir es mit diesem Brauch wohl nur deshalb so ernst, weil Er umso gerührter sein wird, wenn er Sie das erste Mal in Ihrem Hochzeitskleid sieht. Früher glaubte man allerdings, dass so viel Neugier vor der Hochzeit ganz einfach Unglück bringe. Genauso wie ein Brautkleid, das sich die Braut selbst genäht hatte. »So viele Stiche, so viele Tränen«, sagt ein alter Spruch, weshalb selbst gelernte Schneiderinnen die Finger von ihrer eigenen Hochzeitsrobe und lieber eine Kollegin ans Werk gehen ließen. Derjenigen, die den ersten Stich am Brautkleid nähte, soll dann innerhalb des folgenden Jahres eigenes Eheglück beschert sein.

Heutzutage wird die Sache mit dem Selbernähen kaum noch eine Braut betreffen. Alles wird im Brautfachgeschäft fix und fertig gekauft. Doch aufgepasst: Auch ein zu früh fertig gestelltes Hochzeitskleid verheißt nichts Gutes. Denn der Überliefung nach sollte bis zur letzten Minute an dem guten Stück gearbeitet werden. Da hilft ganz einfach ein kleiner Trick: Trennen Sie eine Zierblüte vom Träger oder die Schleife vom Taillenbund ab und lassen Sie sie am Morgen der Hochzeit wieder anbringen. Jetzt müssen Sie nur noch jemanden finden, der diesen Job für Sie übernimmt - nicht vergessen: als Braut sollten Sie es lieber bleiben lassen, Nadel und Faden zu schwingen.

Der gute, alte Glückspfenning(cent)
Eine nette Geste ist es auch, wenn kurz vor der Abfahrt zur Kirche ein Glückscent in den Saum des Kleides genäht wird. Einer einfacheren Variante nach trägt man das Geldstück im Brautschuh: Das soll garantieren, dass ein Paar nie über Geldsorgen klagen muss. Nicht minder interessant ist allerdings die Frage, wie die Braut ihr Schuhwerk überhaupt gekauft hat. Es sind doch hoffentlich Centstücke gewesen, mit denen sie bezahlt hat. Schummeln ist dabei natürlich nicht erlaubt - Frauen müssen sich das Kleingeld schon nach und nach ansparen; einfach zur Bank gehen und sich große Scheine klein machen zu lassen, gilt nicht. Zweifelsohne soll das Fußkleid jedoch mehr können, als man ihm zunächst zutrauen möchte. Glaubt man dem Brauch, der in einigen Gegenden zelebriert wird, kann er sogar für lebenslange Gesundheit sorgen: Dafür wird der Braut ein Schuh ausgezogen und mit Blumen gefüllt, während dem Brautpaar ein Glas Wein serviert wird, das es dann gemeinsam leer trinkt.

Keine Chance für böse Geister

Doch eigentlich rankten sich die meisten Hochzeitsbräuche um nichts anderes als das Vertreiben von bösen Geistern. Die scheppernden Dosen am Heck des Autos sollen sie genauso erschrecken, wie das laute Hupen des ganzen Konvois. Selbst die Brautjungfern hatten ursprünglich keine andere Aufgabe als ebendiese. Sie waren traditionell genauso ähnlich und vor allem in Weiß gekleidet wie die Braut, was alle Dämonen selbstverständlich furchtbar verwirrte. Ein anderer guter Ratschlag ist da für Brautpaare wie geschaffen: Bei der Trauung sollen die beiden nämlich ganz eng nebeneinander stehen, damit sich nicht ein einziger böser Geist zwischen das junge Glück drängen kann. Dieser Brauch ist fast zu schön, um nur in der Kirche strengstens befolgt zu werden. Und wenn Er seinen Schatz nach langer Feier endlich über die Schwelle tragen darf, ist nicht nur verhindert, dass auch schlechte Energien mit ins Haus huschen, sondern gleichzeitig noch für viel Spaß gesorgt. Denn mit diesem Brauch beginnt ein neuer Lebensabschnitt und vor allem: die Hochzeitsnacht. Und die kann doch wohl nichts anderes als pures Glück zu bringen. Ansonsten ließe sich dies auch dem Wetter abverlangen. Es ist nämlich keinesfalls so, dass Ihnen ein wolkenverhangener Himmel die Sorgenfalten auf die Stirn beschwören muss. Zugegeben: Eitel Sonnenschein ist zur Hochzeit schon nicht schlecht - vor allem, wenn man um die schicken Schuhe und das teure Brautkleid bangen muss. Doch ein paar Regentropfen haben noch niemandem geschadet. Brautpaaren sollen sie sogar richtig viel Glück bescheren. Wenn das Nass zum Beispiel den Brautkranz benetzt, dürfen sich die jungen Eheleute über Wohlstand freuen. Auch morgend- oder abendlicher Regen soll »früher oder später« Reichtum bringen.

Tränen können Gold wert sein
Wenn's denn schon nicht vom Himmel regnet, darf die Braut gerne auch selbst aushelfen: Ihre Tränen sind ebenfalls pures Glück wert. Und keine Sorge: Sie werden sich zum Weinen schon nicht zwingen müssen. Auch Ihr Hochzeitstag wird das Herz gewiss so anrühren, dass die Tränen von ganz alleine fließen - und die Ihrer Mutter, Oma, Freundin und Schwester gleich dazu. Und das ist auch gut so, sagt uns doch das Sprichwort: »Lachende Braut - weinendes Weib; weinende Braut - lachendes Weib«. Und wer will schon probieren, ob's auch stimmt?

Doch die frisch getraute Ehefrau kann noch viel mehr tun, um für langes Glück zu sorgen. Sie sollte nämlich die erste sein, die nach der Trauung ihren Gemahl mit seinem Namen anspricht. Kommt ein anderer zuvor, will das nichts Gutes heißen. Anderes können Mann und Frau jedoch gemeinsam für Ihre Zukunft tun. Zum Beispiel die Kirche mit dem rechten Fuß zuerst betreten. Oder sich auf dem Weg zur Kirche nicht umzuschauen. Man könnte Ihnen dieses »Vergehen« wirklich krumm nehmen wird es doch der Überlieferung gemäß so gedeutet, als hielten Sie nach einem neuen Partner Ausschau. Und das schon vor dem Ja-Wort! Wer will das schon! Selbst nach der Trauung sollten Sie beim Auszug aus der Kirche bloß niemanden zwischen sich und Ihren Liebsten treten lassen - um des lieben Friedens willen. Während der Zeremonie kann sich das Paar noch im Flammen-Deuten üben. Wer beim Blick in die Hochzeitskerze flackernde Glut sieht, muss wohl eine stürmische Zeit befürchten. Ruhige Flammen versprechen hingegen ein geruhsames Eheleben. Apropos stürmisch. Vielleicht ist damit ja auch nur gemeint, dass Ihnen ein Haus voller Kinder beschert sein wird. Wenn das ohnehin Ihr Wunsch ist, können Sie noch mehr dafür tun - oder besser tun lassen. Das berühmte Reiswerfen -eigentlich eine Sitte aus dem asiatischen Raum -soll dazu gut sein. Heutzutage nimmt man auch gerne Konfetti dafür her oder lässt lustige Seifenblasen, die »Wedding-Bubbles« in die Luft steigen. Ebenso bezaubernd sieht es aus, wenn Kinder vor dem Brautpaar herschreiten und Blumen streuen. Ein schöner Brauch, der ebenfalls Glück und Fruchtbarkeit verheißt.

Vom Storch auf dem Dach
Manchmal sind es aber auch die Nachbarn oder Freunde, die bei der Familienplanung »zur Hand gehen«. Da wird ein Klapperstorch aus Holz ausgesägt oder gleich ein Kinderwagen auf dem Dach plaziert, damit der echte Klapperstorch auch ja nicht vorbei fliegt. Andere probieren es mit einem lustigen Gabenbaum oder spannen eine Wäscheleine mit Stramplern und Babywäsche. Wenn sich dann auch noch ein kleines Kind beim Hochzeitsessen auf den Schoß der Braut setzt, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Doch es gibt für den Tag der Trauung noch zahlreiche weitere Überraschungen, die nicht nur symbolträchtig sondern auch sehr unterhaltsam sein können. Das Holzstammsägen ist ein typisches Beispiel dafür. Meist wird das Paar direkt nach dem Standesamt oder der kirchlichen Trauung dazu aufgefordert, ein ordentliches Stück Holz zu teilen. Teamwork ist hier gefragt. Wenn's gelingt, wissen die beiden, dass sie gemeinsam anpacken können. Allerdings sei an die Aufgabensteller appelliert, aus der kleinen Prüfung keine harte Probe für Braut und Bräutigam zu machen. Der Spaß hört schließlich auf, wenn man anstelle eines zufriedenen Strahlens nach gelungener Arbeit nur lange Gesichter sieht? Immer ein pures Vergnügen ist für das Brautpaar gewiss das Hochzeitsspalier. Egal, was die Gäste dafür in die Höhe halten, ob Besen, Blumenbogen, Feuerwehrschläuche oder Tennisschläger, wichtig ist nur, dass ein Tunnel entsteht, durch den die Hochzeitsleute ziehen können, nachdem sie zunächst ein Satinband zerschnitten haben. Auch durch diesen Brauch können Frischvermählte beweisen, wie gut sie Stolpersteine auf dem Weg ins neue Lebensglück überwinden.

Des eigenen Glückes Schmied
Im Grunde jedoch muss man einfach nur den richtigen Tag zum Heiraten wählen. Wie gut, dass der unter Brautpaaren für die standesamtliche Trauung ohnehin so heiß gehandelte Freitag auch noch eine gute Vorgeschichte hat: Er erhielt seinen Namen nämlich von der germanischen Liebes- und Segensgöttin Frija. Und der Samstag, dem die Elemente Wasser, Luft, Feuer und Erde zugeordnet werden, versteht sich obendrein noch auf einen inspirierenden Einfluss, der für das Brautpaar auch künftig keine Langeweile aufkommen lässt. Eines jedoch noch zum Abschluss: Ihre Hochzeit muss gewiss nicht zum Brauchtums-Marathon werden. Weder, um sie zum tollen Fest zu machen noch um die Zukunftsweichen in die richtige Stellung zu bringen. Zum Glück lässt sich das Glück nämlich nicht nur von Glücksbringern erzwingen, sondern vor allem und in erster Linie durch Ihr eigenes Zutun. Glück ist letztlich da, wo man es ganz einfach sehen möchte.

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